Geschichte
Der ursprüngliche Name des Geländes war "Stahlseifen" (heute "Heinrichsglück").
Die erstmalige Konzessionierung zum Bergbau erfolgt am 31.3.1827, zunächst im sog. „Tiefen Stollen“, später auch im „Oberen Stollen“. Im Anschluss daran wurde ein Kunstschacht angelegt und bis auf 95 m abgeteuft.
Aufnahme der oberirdischen Schachtanlagen vom Wildebach aus. Die ersten Aufbereitungsöfen sind schon installiert.
Der Abraum wird mit einem Förderband über die Landstrasse Unterwilden – Salchendorf hinweg auf den Wiesen abgelagert.
Der Grund + Profilriss der Grube zeigt den Stollen- und Schachtplan in der Aufsicht
von oben sowie in der Seiten- und Queransicht.
Der 95 m tiefe Kunstschacht ist auf der Zeichnung im linken oberen Bereich zu erkennen ist.
1873 entschloss man sich, einen neuen Schacht abzuteufen.
Folgende (teilweise spätere) Sohlen dieses Schachtes sind bekannt: 125 m, 155 m, 190 m, 230 m, 270 m, 310 m, 360 m.
Die Grube Stahlseifen war eine der fünf Salchendorfer Gruben mit Schachtbetrieb und lag an der Verbindungsstraße zwischen Salchendorf und Wilden.
Im Vordergrund links Rieselwiesen und rechts Absetzbecken der Grube. Ein Zug der Freien Grunder Eisenbahn hat grade einen Halt eingelegt.
In der Bildmitte passiert ein Omnibus aus Richtung Unterwilden. Links neben den Rostöfen liegen große Mengen versandfertigen Erzes. Die schwefelhaltigen Abgase ziehen über den Hauberg hinweg Richtung Salchendorf.
Aufnahme des Betriebsgeländes vom Wildebachtal aus, auf der die Rostöfen samt Entladevorrichtungen gut zu erkennen sind.
Ab dem 18. Jahrhundert wurde hier Erz abgebaut. Am 31. März 1827 verlieh das Preußische Oberbergamt das Recht auf den Abbau von Eisenerz.
In den 1830ern wurde mittels zwei Wasserrädern ein Kunstschacht angelegt. Aus diesem Schacht wurden knapp 20.000 t Eisenstein gefördert.
Teil der Belegschaft aus den 20igern mit Bergwerksdirektor in der Bildmitte flankiert von Steiger und Obersteiger mit Grubenlampen in den Händen.
Man beachte die Hüte und Kopfbedeckungen der Arbeiter: Schutzhelme wie auch sonstige Schutzkleidung waren seinerzeit noch unbekannt. Die Bergleute mussten ihre eigene private Arbeitskleidung mitbringen.
Historische Aufnahme der Ortsdurchfahrt durch Salchendorf mit Blickrichtung Neunkirchen. Die Wildener Str. ist noch nicht durchgängig bebaut.
In der Bildmitte sind die Gleise der um 1905 erbauten Freien Grunder Eisenbahn zu sehen, dahinter am linken Bildrand liegt die "Hütte", wie die "Freien Grunder Eisenwerke" im Volksmund genannt wurden.
Während die nördlich des Wildbachs gelegenen Wiesen als Abraumhalden und Sickerbecken der Grube Verwendung fanden wurde das Gelände südlichen des Wildbachs nach wie vor landwirtschaftlich genutzt.
Auf dem Foto ist der Großvater des späteren Haubergsvorstands Karl-Heinrich Fischer mit seiner Familie zu sehen. Am linken Bildrand erkennt man Teile der Grubengebäude.
Die markscheiderische Darstellung von 1905 zeigt den Gang- und Stollenplan des Bergwerks bis zur damals erreichten 290m Sohle.
Übersicht der den jeweiligen Gruben zugehörigen Grubenfelder sowie Stollenverläufe im Gebiet der Gemeinde Neunkirchen. In der Bildmitte befindet sich der Grubenverbund der „Gewerkschaft Heinrichsglück“ mit den Gruben Heinrichsglück im Norden und Stahlseifen weiter im Süden an der Landstraße Salchendorf - Wilden.
Zwischen beiden Gruben verläuft die Drahtseilbahn über den Hardtwald mittels derer das Eisenerz zur Aufbereitung von Heinrichsglück zu den Röstöfen nach Stahlseifen transportiert wurde.
Am Rand der jeweiligen Grubenfelder sind die dort abbaubaren Metalle aufgeführt: Fe, Sb, Cu, Zn, Pb, Ag, Ne.
Die weiteren größeren Gruben im Uhrzeiger sind Bautenberg in Wilden, Ludwigseck am Rassberg, Lohmannsfeld in Altenseelbach, Steimel und Pfannenberger Einigkeit im Norden.
Der Name "Heinrichsglück" kommt von dem in einem kleinen Seitental des oberen Gutenbachtals liegenden Grubengelände.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kaufte Heinrich Petri aus Neunkirchen die Mehrheit und nennt diese Grube "Heinrichsglück".
1897 kaufte dann der Ruhrkonzern Phoenix beide Gruben Heinrichsglück und Stahlseifen und machte daraus die Gewerkschaft Heinrichsglück.
Eine Drahtseilbahn führte über den Hardtwald von Heinrichsglück zur Grube Stahlseifen.
Reste des Drahtseilkabel sind noch heute auf dem Gelände zu finden.
1907/08 erhielt die Grube Anschluss an die neu errichtete Talbahn der Freien Grunder Eisenbahn.
Vor dem Ersten Weltkrieg wurde auf der 310-m-Sohle ein 1400m langer Gang in Richtung Heinrichsglücker Grubenfeld angelegt.
Gruppenbild mit 7 Grubenarbeitern am 13.04.1922 im Maschinenraum unter Tage. Interessant aus heutiger Sicht ist die einfache Arbeitskleidung der Arbeiter. Hinten als zweiter von links steht der Bergmann Paul Schäfer, der Großvater der heutigen Eigentümer des Gewerbegebiets.
Gruppenbild mit 4 Bergleuten hinter einem Grubenhunt. Man beachte die ausdrucksstarken Gesichter der Grubenarbeiter. Ganz rechts ist wieder Paul Schäfer zu sehen, der als junger Mann einige Jahre als Hauer in der Grube tätig war. Im Hintergrund ist noch der ursprüngliche Name der Grube „Stahlseifen“ angeschrieben.
Schematische Übersichtskarte der Gruben im Erzbergbaurevier südliches Siegerland. Die Karte wurde wahrscheinlich in den 50iger/60iger Jahren erstellt und zeigt alle Gruben in ihren jeweiligen maximalen Ausbaustadien.
In der rechten Bildmitte sind die Gruben „Heinrichsglück“ und „Stahlseifen“ zu sehen, die durch einen Stollen auf der 310 m Sohle verbunden waren. Auf der anderen Talseite am Raßberg befand sich die Grube Ludwigseck.
Im Zentrum des Bildes die tiefste Grube des Reviers „Pfannenberger Einigkeit“ mit Verbindungsquerschlägen zu den umgebenden Gruben Eisenzecher Zug, Brüderbund und Eisernhardter Tiefbau.
Lageplan der Grube Stahlseifen der „Gewerkschaft Heinrichsglück“ aus dem Juli 1928. In der Planmitte sind die 12 großen Röstöfen zu sehen.
Rechts davon befindet sich das noch heute im Grundriss vorhandene Aufbereitungsgebäude sowie der Maschinenschacht.
Vom Maschinenschacht aus geht ein Förderband über das Gleisbett der Freien-Grunder-Eisenbahn sowie über die Landstraße Salchendorf-Wilden ins heutige „Naturschutzgebiet Wildebachtal“ zu den Absetz- und Klärbecken der Grube.
An der linken Seite des Grundstücks befinden sich getrennt von den restlichen Gebäuden die Lagerschuppen für Benzol und Karbid.
Am oberen Grundstücksrand sind noch vereinzelte Pingen zu erkennen, aus denen im 17. und 18 Jahrhundert vor Beginn des industriellen Bergbaus Eisenerz gewonnen wurde.
Nachdem der Grubenbetrieb der Grube Heinrichsglück im Gutenbachtal schon um 1900 eingestellt wurde lief die Förderung auf Stahlseifen weiter.
Seit diesem Zeitpunkt wird das Grubengelände umgangssprachlich als "Heinrichsglück" bezeichnet.
1934 lag die Förderung bei 80.000t Rohspat. 283 Belegschaftsmitglieder, darunter neun Angestellte (gesamt 85 über Tage), arbeiteten zum Schluss hier.
Die Röstung des Erzes fand bei den Tagesanlagen in zehn Röstöfen statt.
Das abgebaute Gangmittel Stahlseifen erreichte Mächtigkeiten von 5-11 m und bestand aus Spateisenstein, Pyrit und Bleierz sowie Baryt und Ullmannit.
Weitere Grubenfelder wie Stahlseifer Hoffnung sowie Stahlseifen I – IX dienten der Arrondierung des Grubenbesitzes.
Der Hauptschacht erreichte eine Tiefe von 600 m. Heute ist der Schacht mit Wasser gefüllt.
Stahlseifen wurde bis zum 31. Januar 1935 betrieben und dann der Grubenbetrieb eingestellt.
Insgesamt wurden auf Stahlseifen und Heinrichsglück 1,452 Mio. t Eisenerz gefördert.
Kopie eines Verhandlungprotokolls über die Betriebseinschränkung der Grube 1934.
Im Folgejahr wurde der Betrieb dann vollständig eingestellt.
1937 wurde des Grubengelände vom Neunkirchener Fabrikanten Karl Roth erworben und hier die Firma "Heinrichsglück Fabriken für Eisen- und Metallverarbeitung" gegründet.
Es wurden die Reste der alten Schachtanlagen abgerissen und verschrottet, die Betriebsgebäude umgebaut und durch Hallenneubauten erweitert.
Auf der linken Seite des Fotos ist die bereits entkernte ehemalige Aufbereitung zu sehen. Das Gebäude wurde um 3 Stockwerke reduziert und mit einem neuen Hallendach versehen weiter genutzt.
Original-Baugenehmigung von 1943 zur Überdachung des Luftschutzkellers. Abgesehen von einigen fehlgeleiteten Bomben, die auf der Kuppe des Hardtwalds eingeschlagen sind, gab es keine direkten Einwirkungen durch den Bombenkrieg.
Während des 2. Weltkriegs waren in 3 sogenannten "Reichsarbeitsdienstbaracken" polnische und russische Kriegsgefangene untergebracht, die in der Produktion zum Arbeitsdienst eingesetzt wurden.
Die Firma produzierte während des Krieges vorwiegend Eisen- und Metallkonstruktionen sowie Materialien und Maschinenteile für die Rüstungsindustrie.
Das Gelände blieb von Kriegsschäden verschont, die Firma Heinrichsglück musste aber nach 1945 einen Teil der Maschinen und Geräte als Reparationen abgeben.
In den Wirtschaftswunderjahren der 50iger und 60iger expandierte dann die Firma.
Zum erfolgreichsten Produkt entwickelten sich die Schweißdrehtische der Marke "Heinrichsglück".
Weitere Produktionshallen wurden errichtet und das Betriebsgelände erweitert. Ende der 60iger Jahre waren stellenweise bis zu 140 Personen bei der
Firma "Heinrichsglück Fabrik für Eisen- und Metallverarbeitung beschäftigt.
In den 70er Jahren wurden neue Produkte entwickelt, das Angebotsspektrum des Unternehmens erweitert und versucht verstärkt internationale Kunden zu gewinnen.
Steigende Konkurrenz und nicht optimale Produktionsbedingungen führten allerdings immer wieder zu Umsatz- und Ertragseinbußen.
Aufgrund sich verschlechternder Geschäfte musste 1980 dann der Geschäftsbetrieb der Maschinenfabrik endgültig eingestellt werden, Maschinen und Produktionsanlagen
wurden verwertet und das Gelände verkauft.
Fabrikzufahrt, Gleisanschluss und Verladeanlagen der Maschinenfabrik Heinrichglück am 29.07.1966 mit Blickrichtung Salchendorf. Im Vordergrund ist die alte Landstraße Unterwilden – Salchendorf zu sehen. Rechts daneben die Gleise der Freien Grunder Eisenbahn. Ein Eisenbahnwagon wird unter der auskragenden Hofkranbahn beladen.
1983 wurde das Gelände von A&R Schäfer erworben, in den Folgejahren Zug um Zug renoviert und wird seitdem als vermietetes Gewerbegebiet genutzt.
20.Mai 2000: Büroräume und Lagerhalle wurden Raub der Flammen Beim Brand auf dem Heinrichsglück wurden mehrere Büroräume und eine angrenzende Lagerhalle vernichtet. Zunächst waren die Einsatzkräfte des Löschzuges Salchendorf an der Brandstelle. Sehr bald war jedoch klar, dass weitere Einsatzkräfte erforderlich waren. So wurden dann Zug um Zug die anderen Löschzüge der Feuerwehr Neunkirchen alarmiert. Auch wurden noch Löschmannschaften aus Wilnsdorf und Wilden hinzugezogen. Schwierig war es, durch die kompakte Dacheindeckung an den eigentlichen Brand-herd heranzukommen. Nach stundenlangem Einsatz entschloss sich die Einsatzleitung, einen Bagger einzusetzen. Dieser riss die Dachkonstruktion herunter so dass die letzten Glutnester abgelöscht werden konnten.
Luftbild des Betriebsgeländes um 2005
Heute haben mehr als ein Dutzend Firmen ihren Sitz auf dem ehemaligen Zechengelände Heinrichsglück – dem Gewerbegebiet im Grünen.
- Wikipedia
- Alfred Henrichs: Aus Salchendorfs Vergangenheit, Druckerei Braun, Neunkirchen 1966
- Gerhard Schäfer: Die Talbahn im freien Grund, EK Verlag 1998
- Hellerthaler Zeitung
- 700 Jahre Salchendorf, Hrsg. Heimatverein Salchendorf
- Privatarchive Paul, Günter, Ralf und Arnd Schäfer
- Nachlass „Heinrichsglück Fabriken für Eisen- und Metallverarbeitung Carl Roth“